USA Event-Bericht - Cobras, Corvettes, Country Music

Sonniges Wetter, auch zum Ende des Jahres hin, so stellt man sich im allgemeinen Florida vor. Und genauso ist es dort auch, was so manche Organisatoren von Festivals dazu bewegt, ihre Veranstaltungen in die Monate November oder Dezember zu legen. Dann ist es nicht mehr ganz so heiß, und Country Music macht schließlich das ganze Jahr über Laune, gerade auch in Florida, denn hier macht es keinen Unterschied, ob im nördlichen oder südlichen Teil des Sunshine States. Diese Konstellation nutzt man zum Beispiel seit einigen Jahren für das Emerald Coast Cruizin‘ Festival, und veranstaltet dieses jährliche Treffen in Panama City Beach. Die Stadt liegt in Floridas Panhandle zwischen Pensacola und Tallahassee an der Smaragdküste des Golfs von Mexiko. Der weitgestreckte Touristenort westlich von Panama City zeichnet sich nicht nur durch einen kilometerlangen Sandstrand aus, sondern auch durch eine touristische Infrastruktur, die Ihresgleichen sucht, also Hotels in Hülle und Fülle, Shopping Malls, Restaurants, usw. Das Ganze wird durch den sogenannten Pier Park gekrönt, ein quasi eigenes Refugium mit für deutsche Verhältnisse geradezu riesigen Parkplatzflächen, zwischen der Front Beach Road und dem parallel vorbeiführenden Panama City Beach Parkway (US-98) gelegen. Tagsüber ist der Park natürlich ein Paradies für Shopper, und abends bietet er mit IMAX-Kino, Sportanlagen und unzähligen gastronomischen Möglichkeiten die Gewähr für beste Unterhaltung. Sogar ein „Hofbräuhaus“ samt Biergarten liegt dort, dazu eine Filiale der Restaurantkette „Jimmy Buffett’s Margaritaville“, und – wohl weltweit einmalig – eine Außenstelle der „Tootsie’s Orchid Lounge“. Hier hat das „Tootsie“ gegenüber Nashville den unschlagbaren Vorteil, im Innenbereich über ein deutlich größeres Platzangebot zu verfügen, und auch im Außenbereich Plätze anbieten zu können. Die Dekoration ist natürlich der Location angemessen: unzählige Bilder von bekannten Country Stars schmücken die Wände, und an zentraler Stelle hängt ein großes s/w-Bild der Namensgeberin.



Beim genannten Emerald Coast Cruizin‘ handelt es sich um eine für europäische Verhältnisse unvorstellbar große und dabei völlig zwanglose Hot-Rod- und Oldtimer-Show im Aaron-Bessant-Park, direkt angrenzend zum Pier Park. Mehr als zweieinhalbtausend Fahrzeuge standen diesmal auf dem riesigen Freigelände, und strahlten bei sonnigem Wetter um die Wette. Hinzu kamen noch dutzende an Harley-Davidson-Motorädern. Mehrere Cobras, unzählige Corvettes, dazu Cadillacs, Chevrolets, Buicks, und Fords aller Jahrgänge, was immer man sich an US-Oldtimern und an aufgetakelten Hot-Rod-Cars vorzustellen vermag, gab es an den besagten Tagen zu sehen, zu bewundern, und zu fotografieren. Bei den meisten Ausstellern handelt es sich um Privatleute, die ihre Schmuckstücke einem höchst interessierten Publikum zeigen. Nur einige wenige Fahrzeuge wiesen auch Preisschilder auf. Der Zubehörverkauf lag dagegen in professionellen Händen. Musik – überwiegend Country-Titel und Oldies – schallte übers Gelände, und es wurde launig-sachkundig per Discjockey moderiert. An sämtlichen Veranstaltungstagen saßen denn auch zahlreiche Gäste der vielen Strandhotels jeweils bereits am späten Nachmittag auf Klappstühlen vor ihren Domizilen an der endlos langen Front Beach Road, und verfolgten begeistert die gegen Ende der Shows wieder abfahrenden Karawanen der Motorräder, Coupés und Limousinen. Eine völlig entspannte, sonnige Atmosphäre beherrschte die gesamte Szenerie, und selbst die wenigen, sommerlich gekleideten Mitglieder der Beach Police hockten auf ihren aufgemotzten Strandbuggies, und genossen sichtlich das Showprogramm. Grund für Einsätze gab es nämlich absolut keinen.
Auch die abendlichen Musikdarbietungen gestalteten sich an allen Tagen höchst attraktiv. Mit dem Quintett „Wide Open“ stellte sich eine lokale Country-Rock-Band dem Publikum, und erhielt natürlich den erhofften Beifall. Die Mitglieder der Formation spielen aus beruflichen Gründen sonst nur an Wochenenden, und ausschließlich in der vermeintlich näheren Umgebung, was hier dann allerdings auch Auftritte in Alabama und Georgia einschließt. Das musikalische Glanzstück stellten am wichtigsten Abend, dem Freitag, dann natürlich die Bellamy Brothers dar. Sie sind quasi ebenfalls Einheimische, denn sie stammen ja aus dem Pasco County in Florida. Gegenüber dem Country-Mag gaben sie sich sehr locker und offen, erzählten bereitwillig von den derzeit laufenden Arbeiten an einer TV-Dokumentation über sie, und dass auch die BBC jetzt daran mitwirke. In 2016 soll diese Biografie im Fernsehen ausgestrahlt, und später mit einiger Sicherheit auch per DVD den Fans fürs Heimkino angeboten werden. Außerdem kündigten sie für 2016 auch einen Auftritt in „Germany“ an. Beim anschließenden Meet & Greet gab es sogar etwas wie Gedränge, denn es stand jetzt doch eine ganze Reihe von Fans an, die solch eine gute Gelegenheit zum Händeschütteln und Fotografieren mit den beiden Stars nutzen wollten. Das direkt danach startende Konzert lief dagegen absolut souverän ab. Die beiden Bellamys vermochten aus zeitlichen Gründen natürlich nur einen Teil ihrer US-Hits zu spielen, was bei der Menge ihrer bisherigen Veröffentlichungen kaum verwundert. Das auf ein rein US-amerikanisches Publikum ausgerichtete Programm traf sichtlich den Geschmack der Zuschauer. Wenig erstaunlich, dass als meistbeklatschter Song auch hier in Florida ihr inzwischen fast vierzig Jahre alter Superhit „Let Your Love Flow“ glänzte.
Am letzten Veranstaltungstag bot Harold Schulz als Young Elvis eine entsprechend bejubelte Show. Er stellte seinen stilechten Haifischflossen-Cadillac neben die Bühne, und fetzte los. Zwar entsprach er mit seiner Bühnenkleidung optisch dem Elvis aus der Ära von Sun Records, doch musikalisch widmete er sich auch späteren Phasen der Karriere. Der Auftritt von Young Elvis wundert nicht, wenn man weiß, dass Cruizin‘-Veranstalter Bob Parrish in Tupelo, Mississippi wohnt, also im Geburtsort des King. Bob erzählte dem Country-Mag auch von seinen zwei weiteren, ähnlich konzipierten Veranstaltungen, einmal Ende April 2016 in Fort Worth, Texas, und im Mai 2016 in Lebanon, Tennessee. Das 12. Emerald Coast Cruizin‘ findet im November 2016 wieder in Panama City Beach statt, doch wer dann als Stargast vorgesehen ist, wollte Bob dem Country-Mag noch nicht verraten. Er verwies auf die Website www.emeraldcoastcruizin.com, wo das Programm im Januar veröffentlicht werden wird. Auf jeden Fall, soviel gab Bob uns dann doch preis, wird es wieder ein bekannter Interpret aus der Country-Szene sein.

Text: U. K. Baues, Fotos: R. Gehring