
DVD: Das Paradies der flotten Sünder
Im „Paradies der flotten Sünder“ geht es etwas harmloser zu, als der Titel vermuten lässt. Es handelt sich um einen Episodenfilm, und den roten Faden zwischen den vier Teilen bildet der Reisebüroinhaber Jäckele (Millowitsch), der seinem potentiellen Kunden Hirnbeißer (Löwinger) durch Erzählungen insgesamt vier Urlaubsziele schmackhaft machen will. Im ersten Teil geht es um eine Fahrprüfung, der sich ein Familienvater nun zum 25. Male stellen muss. Danach wechselt der Schauplatz nach Wien, wo die wohnungssuchende Helga (Ott) einem Betrügerpärchen auf den Leim geht, und im Apartment von Heinz Haller (Bäumler) landet. Nach vielen Verwirrungen klärt sich alles auf, und der ehemalige Eiskunstläufer darf seiner Helga mit „Liebling, wenn du nicht meine Sprache sprichst“ sogar ein Lied vorsingen. Offensichtlich handelt es sich hierbei um eine Rarität, da es nicht in Bäumlers diskografischen Unterlagen genannt wird. Ein wenig interessanter stellte sich dagegen der dritte Teil dar. Hier reitet ein eleganter mexikanischer Cowboy auf einem Schimmel durch die Landschaft, und erhält sehr bald die Gelegenheit, eine Senorita durch Pistolenschüsse von mehreren zudringlichen Bandidos zu erlösen. Als die Dame dankbar auf den Cowboy zustürmt, erwacht er. Es ist Schlagersänger Nick Dreamer (Black), der mit seinem Butler Percy (Wolter) im Flugzeug nach Mexiko sitzt. Dort holt sie die Realität ein, sie werden entführt, können sich aber bald wieder befreien. Roy Black darf hier gleich zwei seiner damals aktuellen Hits beisteuern. Zum einen die bereits im Vorjahr (also 1967) erschienene Aussage „Meine Liebe zu dir“ (Polydor 52830), sowie seine zum Filmstart 1968 veröffentlichte Aufforderung „Bleib bei mir“ (Polydor 53001). Im letzten Part geht es dann tatsächlich etwas frivol zu, treffen sich doch Topper (Philipp) und Bobby (Weck) unter dem Himmelbett von Laura (Smyrner). Der Grund ist das überraschende Eintreffen von Lodewig (van Burg), Lauras Gatten. Da die beiden Eheleute sich dann auf dem besagten Bett vergnügen, müssen Bobby und Topper bis zum Ende warten, ehe sie entfliehen können.
Mehr als eine halbe Million zahlende Zuschauer wollten 1968 diesen heutzutage eher als Klamauk bewerteten Kinotreifen sehen, was hauptsächlich den vielen bekannten Darstellern geschuldet sein dürfte. Überdies galt Roy Black 1968 als neuer Stern am Schlagerhimmel, und hier handelte es sich um sein Spielfilmdebut. Noch fast ein Dutzend teils wesentlich erfolgreichere Streifen sollten folgen, wenn auch seine (Traum-)Rolle als mexikanischer Cowboy leider nicht fortgeschrieben wurde. Beim kürzlich erst (Oktober 2022) im Alter von fast 96 Jahren verstorbenen Ralf Wolter handelte es sich zu jener Zeit um einen vielbeschäftigten Darsteller. Er konnte inzwischen auf Mitwirkungen in zehn Karl-May-Verfilmungen verweisen, und wirkte bald nach den „Sündern“ auch in „Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten“ mit, dem letzten Streifen aus dieser Ära.
Die DVD enthält einzig den deutschen Ton, und zwar in Dolby Digital 2.0 Mono. Untertitelungen sind nicht vorgesehen. Als noch im Format 1,33:1 gedrehter Film erzeugt er auf den gängigen 16:9-Monitoren links und rechts die unvermeidlichen schwarzen Streifen. Bezüglich Bonusmaterial gibt es auf der Scheibe nur den Kinotrailer. Der DVD liegt dazu ein farbig illustriertes Booklet mit vielen Informationen über den Streifen und sämtliche Darsteller bei.
Ulrich K. Baues

Titel:
Das Paradies der flotten Sünder
Anbieter:
Fernsehjuwelen (Alive, Köln)
Produktion:
Lisa Film © 1968
Katalog Nummer:
6422634
Spieldauer:
81 Min.
Regie:
div.
Darsteller:
Willy Millowitsch, Lou van Burg, Paul Löwinger, Herbert Hisel, Hans-Jürgen Bäumler, Angelica Ott, Edith Hancke, Roy Black, Raoul Retzer, Ralf Wolter, Rolf Olsen Christiane Rücker, Erik Schumann, Gunther Philipp, Peter Weck, Ann Smyrner

