CD: Cat Stevens – Catch Bull at Four

Nach einem kurzen Tiefpunkt nahm Cat Stevens‘ Karriere mit Beginn der siebziger Jahre wieder Fahrt auf. Sein bisheriger Vertrag mit der britischen Plattenfirma Deram endete, und Stevens unterschrieb für den europäischen Markt bei Island Records. In den USA und Kanada erschienen seine Scheiben dagegen von nun an bei A&M Records, jenem vom legendären Trompeter Herb Alpert mitbegründeten Label. Diese Konstellation funktionierte nach kurzen Startschwierigkeiten bestens. Stevens‘ erste LP für die neuen Schallplattenfirmen hieß „Mona Bone Jakon“ (A&M S-4260), erschien im Frühjahr 1970, und lag allerdings trotz der erfolgreichen Single "Lady D'Arbanville" wie Blei in den Regalen der Record Shops. Dies änderte sich aber mit dem noch im November desselben Jahres (1970) hinterher geschobenen Album „Tea for the Tillerman“ (A&M SP-4280) entscheidend. „Tillerman“ erhielt 1971 eine Goldene Schallplatte verliehen, und der nachfolgenden LP „Teaser & the Firecat“ (A&M SP-4313) erkannte man solch eine Auszeichnung bereits in ihrem Erscheinungsmonat zu, also im Oktober 1971. „Teaser“ enthielt gleich drei von Cat Stevens‘ inzwischen beliebtesten und auch heutzutage oft im Radio gespielten Songs („Moonshadow“, „Peace Train“, sowie „Morning Has Broken“). Nun stand der Künstler allerdings unter dem Zwang, dieses Niveau zu halten. Seine gegen Ende September 1972 vorgestellte Scheibe „Catch Bull at Four“ (A&M SP-4365) erwies sich als eine den Vorgänger-LPs ebenbürtige Produktion. Geradezu unisono pries die US-Fachpresse Stevens (e. g. Cash Box: “he can write beautifully and commercially simultaneously”, oder Billboard: “is a rare and wonderous gift”), was besonders die dortigen Verkaufszahlen befeuerte. Hinzu kam das just zur selben Zeit in der Presse häufig kommentierte 10jährige Bestehen von A&M Records, wobei die „Bull“-LP in den entsprechenden Magazinen stets mit genannt und abgebildet wurde. Zu guter Letzt erschien Stevens ganzseitig als Titelbild auf der Cash Box-Ausgabe vom 14. Oktober 1972, und in der gleichen Woche bestätigte die RIAA den Goldstatus für „Bull“ – mehr Werbung ging wirklich nicht. Ab Mitte November 1972 besetzte Stevens dann mit seinem Album für drei Wochen die Spitzenposition der damaligen „Top LPs & Tapes“ von Billboard. Es sollte seine einzige Nummer 1 in dieser Hitparade bleiben. Hinsichtlich der Auskopplung von Singles wichen die Konzeptionen von A&M sowie Island zudem merklich voneinander ab. In den USA, Kanada, Australien und Neuseeland erschien im besagten Oktober 1972 bei A&M die Single „Sitting“ b/w „Crab Dance“ (AM-1396). Einzig „Sitting“ fand sich auf der LP, denn beim „Crab Dance“ handelte es sich um eine Instrumentalaufnahme. Die Scheibe entwickelte sich durchaus zu einem Erfolg, wenn auch die Verkaufszahlen von z. B. „Morning Has Broken“ bei weitem nicht erreicht wurden. Einen Monat später zogen Island Records in Europa und Südafrika nach, und veröffentlichten mit "Can't Keep It In" b/w „Crab Dance“ gleichfalls nur einen einzigen LP-Titel. Die Chart-Plazierungen blieben hier noch weiter hinter den Erwartungen zurück. So reichte es in Großbritannien zwar noch für eine Position 13, in (West-)Deutschland gab es jedoch lediglich einen 36. Platz in den Musikmarkt-Charts. Und nur in wenigen Ländern wie Portugal, Australien oder Neuseeland, erschienen beide Songs als Singles. Adaptionen seitens der Country & Western Szene erfolgten seinerzeit nicht, im Gegensatz zu heute, wo sich manche alten Songs von Cat Stevens wie „Morning Has Broken“ auf den Set Lists aktuell auftretender Country-Bands finden.
Später trat Cat Stevens zum Islam über, und nahm den Namen Yusuf an. Sein Karriereweg verlief danach uneben. In den achtziger Jahren gab es beispielsweise keine Veröffentlichungen. Seine in den Neunzigern sowie im neuen Jahrtausend unter dem Namen Yusuf vorgestellten CDs erwiesen sich nicht als erfolgreich.
Die ganzen Geschehnisse um „Catch Bull at Four“ liegen nun ein halbes Jahrhundert zurück. Zum fünfzigjährigen Jubiläum ist es durchaus zielführend, eine neu gemasterte Version des „Bull“ vorzustellen. Die Titelliste weist genau zehn Songs aus, womit sie der Ursprungsausgabe gleicht. Auf Bonusmaterial oder sogenannte Studio-Outtakes hofft man leider vergeblich. Bis auf eine Ausnahme schrieb Stevens die Songs alleine. Der Stil bewegt sich zwischen Folk, Soul, und etwas Rock, wobei – wie seinerzeit üblich – den Inhalten der Texte große Beachtung zuteil wurde. Im Gegensatz zur Original-LP mit ihrem ins aufklappbare Cover eingeklebten Textblatt, findet sich diesmal ein illustriertes Booklet. Zeitgleich mit der LP boten sowohl Island als auch A&M Records den „Bull“ 1972 zusätzlich als 8Track (A&M 8T-4365) und auf Cassette (A&M CS-4365) an. Diesmal gibt es umgekehrt die entsprechenden Anreize für die wieder wachsende Gruppe der LP-Sammler, denn sowohl in schwarzem (Island 0816099) als auch auf orangefarbenem Vinyl (Island 4805321) lässt sich dieses Album erwerben.
Ulrich K. Baues
Titelliste:
1. "Sitting"
2. "Boy with a Moon & Star on His Head"
3. "Angelsea"
4. "Silent Sunlight"
5. "Can't Keep It In"
6. "18th Avenue (Kansas City Nightmare)"
7. "Freezing Steel"
8. "O Caritas"
9. "Sweet Scarlet"
10. "Ruins"
Künstler:
Cat Stevens
Album:
Catch Bull at Four
Plattenfirma:
Island Records (UMG)
Bestellnummer:
3595003