Buch: You Don’t Own Me – The Life and Times of Lesley Gore

Der Name der im Februar 2015 an Lungenkrebs verstorbenen Lesley Gore klingt nicht ganz so griffig und vertraut, wie diejenigen anderer Pop-Sängerinnen aus der musikalischen Ära zu Beginn der sechziger Jahre. Mit Annette, Connie Francis, Little Peggy March, usw. gab es nämlich zur gleichen Zeit eine ganze Reihe junger Damen, die sich anschickten, die Hitparaden aufzumischen. Der Rock’n‘Roll klang langsam ab, und der Beat in Gestalt der später „British Invasion“ genannten Welle war in den USA noch nicht angekommen. Lesleys Karriere begann genau in dieser Zeit, Ende April 1963, mit einer ganzseitigen Anzeige im Fachmagazin Billboard. Eine gewagte Investition in eine bis dato unbekannte Sängerin, die sich für ihre Plattenfirma Mercury wirklich auszahlen sollte. Im Mai stand noch die fünfzehnjährige Little Peggy March mit „I Will Follow Him“ auf Platz 1 der Pop-Charts, doch jetzt begann auch der kometenhafte Aufstieg der siebzehnjährigen Lesley Gore. Lesley landete ebenso mit ihrer Single auf Platz 1 der US-Charts, und die folgenden Titel plazierten sich gleichfalls weit oben in den Hitparaden. Sie besang nicht nur das Thema „Party“, sondern besetzte wie ihre Konkurrentinnen Connie Francis usw. gezielt das Thema „Boys“, entgegen ihrer sexuellen Orientierung. Sogar noch 1964 und 1965, als die erwähnte „British Invasion“ in Gestalt der Beatles oder Herman’s Hermits den US-Musikmarkt überrollte, konnte Lesley als einige der wenigen amerikanischen Sängerinnen mithalten.
Mit „You Don’t Own Me“ gelang ihr 1964 ein weiterer großer Erfolg, der später als Beitrag zur feministischen Bewegung gedeutet wurde. Wie alle anderen Kolleginnen auch, durfte sie auch in Kinofilmen auftreten, wobei es sich bei Lesley nur um zwei Streifen handelte. Sowohl in „The Girls on the Beach“ (mit u. a. the Crickets, the Beach Boys), als auch in „Ski Party“ (mit u. a. Frankie Avalon) beschränkte sich ihre Mitwirkung auf reine Gesangsbeiträge – beide Filme liefen nicht in Deutschland oder Österreich. Und wie ebenfalls andere Kolleginnen auch, stand sie in Deutschland auch im Aufnahmestudio, und nahm Songs in deutscher Sprache auf. Das Buch beschreibt sämtliche Stationen in Lesleys Leben, wobei natürlich das Ende ihrer Gesangskarriere, und die späteren Erfolge als Songschreiberin – z. B. bei „Fame“ – nicht ausgeklammert werden. Sehr detailliert werden auch ihre diskografischen Angaben gelistet, jedenfalls bezogen auf den US-Markt. Ihre deutschen und französischen Singles sucht man allerdings vergeblich, bzw. sie tauchen als Titel nur bei den LPs/CDs auf. Die beiden Bilderteile bieten zahlreiche s/w- und Farbaufnahmen aus ihrer Karriere, sowie Privatfotos u. a. mit ihrer Lebenspartnerin Lois Sasson.

Ulrich K. Baues