Buch: Wilder Westen made in Germany – Das Handbuch zum deutschen Western

Was hier mit dem nüchternen Begriff „Handbuch“ beschrieben wird, entpuppt sich bei Lektüre der einzelnen Kapitel als eine geradezu faszinierende Darstellung aller bisherigen deutschen Western, bzw. aller Western mit deutscher Beteiligung. Der Autor hob dabei im wahrsten Sinne des Wortes einige cineastische Schätze, von deren Existenz vermutlich auch Kenner der Szene überrascht sein dürften. Nach einem einleitenden Ausflug in die Stummfilmära gibt es mit der Vorstellung der vier Western aus der Zeit des Dritten Reichs schon die ersten Highlights, darunter Luis Trenkers „Kaiser von Kalifornien“ und Hans Albers in „Wasser für Canitoga“. Sogar ein Karl-May-Film mit dem Titel „Die ewigen Jagdgründe“ stand zur Genehmigung an, welche dann Ende 1944 wegen des Kriegsverlaufs nicht mehr erteilt wurde. Die fünfziger Jahre finden lediglich durch die Klamaukfilme „Wildwest in Oberbayern“ und „Rosmarie kommt aus Wildwest“ Beachtung, aber dann folgt das unbestrittene Glanzstück des Buches, nämlich die Vorstellung aller betroffenen Produktionen der sechziger Jahre. Hier liest man nicht nur über die Karl-May-Verfilmungen, sondern auch über die später als „Teutonen-Western“ bezeichneten Produktionen, und natürlich auch über die Spaghetti-Western. Selbstverständlich erfahren auch die sogenannten Indianerfilme der DEFA ihre gebotene Würdigung. Es gibt desweitern die Lederstrumpf-Verfilmungen, es wird ein separates Kapitel für die Reihe der Klamauk-Western der siebziger Jahre (u. a. die „Nobody“-Streifen) eingeschoben, und es werden auch noch die filmischen Ausflüge nach Südamerika abgehandelt. Zu sämtlichen Einträgen finden die Leser/innen die Information zu Stab und Besetzung, eine Inhaltsangabe, und dann die stets lesenswerten, ausführlichen Angaben zu den Dreharbeiten, Premieren, Kritiken, usw. Hier brachte der Autor eine Unmenge von teils zuvor kaum bekannten Details unter. Ebenso informativ gestalten sich die zahlreichen bei Bedarf eingefügten Porträts „Namen im deutschen Film“, worin die jeweiligen Schauspieler/innen kurz vorgestellt werden. Es gibt dazu einige s/w-Illustrationen, überwiegend Porträtbilder der im jeweiligen Abschnitt genannten Filmstars.

Ulrich K. Baues