Buch: Ich hab das Paradies gesehen – Mein Leben

Ein ungewöhnliches Leben schlägt sich sicherlich auch in einer ungewöhnlich gegliederten Biografie nieder. Statt wie üblich eine traditionelle Geschichte von der Geburt bis zur Gegenwart abzuliefern, startet Achim mit der Schilderung seiner freiwilligen Auszeit auf einem Containerschiff, sozusagen zum Aufwärmen. Die Fahrt geht zum südlichen Afrika, genauer gesagt nach Namibia, und der Bericht stimmt schon auf die folgenden Abschnitte ein. Danach erst wird es echt biografisch, angefangen mit der Kindheit im Nachkriegs-Hamburg. Über einige erzählerische Windungen hin findet man sich plötzlich bei Achims ersten musikalischen Gehversuchen. Und nun folgen die Geschichten, die man als musikalisch Interessierter unbedingt konsumieren will. Achim stellt klar, wie der Rock’n’Roll auf ihn Einfluss nahm, wie sich die frühen Band-Formationen fanden und entwickelten, und dann liest man auch den ersten Höhepunkt dieses Buch: die Entstehung und Namensfindung der „Rattles“. Den weiteren Karriereverlauf dieser neben den „Lords“ erfolgreichsten deutschen Beatband wird man vermutlich so oder ähnlich auch anderswo nachblättern können. Hier jedoch erfährt man die Dinge aus erster Hand, gespickt mit Anekdoten und Details. Der irgendwie doch überraschende Gewinn des Beatband-Wettbewerbs im legendären Hamburger „Star-Club“, der Live-Auftritt in der TV-Sendung „Beat Club“, die England-Tourneen mit Little Richard, oder den damals gerade erst am Beginn ihrer Karriere stehenden „Rolling Stones“ – dieses und einiges mehr findet seinen Niederschlag in Achims Rückblick auf die „Rattles“. Seinen weiteren Weg beschreibt er aber deutlich ausführlicher, Kapitel wie „Wonderland“ oder „Die grüne Reise“, oder über das doch irgendwie völlig ungewöhnliche „Shanty Alb’m“ zeichnen den weiteren Werdegang von Achim nach. Über neuere Projekte wie die „Volxlieder“ lässt er sich natürlich ebenfalls detailliert aus. Achim schreibt sehr lesefreundlich, da er keinem streng chronologisch oder thematisch vorgegebenem roten Faden folgt. Zwischendurch schiebt er stets auch Privates oder thematisch Passendes mit ein, was eine ermüdungsfreie Lektüre ermöglicht. Im Hochglanzteil gibt es reichlich s/w-Fotos aus früheren Tagen, wovon eines die Rattles bei einem Auftritt als Vorgruppe bei der 1966er Bravo-Beatles-Blitztournee zeigt. Andere Darstellungen beinhalten Kindheits- und Familienfotos, Abbildungen von Eintrittskarten und Tourneeplakaten, sowie Porträtaufnahmen. Einige wenige farbige Bilder runden diese Galerie ab.
Ulrich K. Baues