
Für Marlon Brando bedeutete die Hauptrolle als New Yorker Mafiaboss Don Vito Corleone im ersten Teil des „Paten“ einen Glückstreffer. Zuvor platzten aus unterschiedlichen Gründen mehrere angedachte Filmprojekte. Im Western „Zwei Banditen“ übernahm Robert Redford seinen Part, den „Dirty Harry“ verkörperte Clint Eastwood höchst erfolgreich, und Burt Reynolds kam in „Beim Sterben ist jeder der Erste“ zum Zug. Beim „Paten“ gab es natürlich ebenfalls Risiken für Brando. Die etwas langatmig laufende Handlung, die manchmal eher schummerigen Lichtverhältnisse im Streifen, usw. hätten auch eine abschreckende Wirkung auf das zahlende Publikum an den Kinokassen ausüben können. Doch die Figuren aus Mario Puzos gleichnamigen Romanen packten die Zuschauer und Kritiker in derselben Weise. Im New York der Nachkriegszeit kämpft eine aus Sizilien stammende Familie namens Corleone um ihren Einfluss. An der Spitze der Hierarchie steht Vito Corleone (Brando), und er lenkt die Geschicke seiner Familie mit Nachdruck. Die interessantesten Szenen liegen im Anfang. Bei der Hochzeit von Vitos Tochter Connie (Shire) mit Carlo (Russo) machen alle Freunde dem Don ihre Aufwartung, und bitten um Erfüllung verschiedener Wünsche. Hier zeigt sich Vitos Macht, und er kann über Leben und Tod entscheiden. Ganz dramatisch wird es dann beim Mordanschlag auf Vito, den er schwerverletzt überlebt. Sein ältester Sohn Sonny (Caan) will ihn rächen, wird aber selbst getötet. Der jüngste Sohn Michael (Pacino) muss sich notgedrungen den Herausforderungen stellen, tötet ein gegnerisches Familienoberhaupt und den korrupten Polizeichef McCluskey (Hayden), und flieht nach Italien. Nach Vitos Tod durch Herzinfarkt übernimmt Michael Corleone die Rolle des Don. Eigentlich wollte er ja keine kriminellen Handlungen mittragen, aber aus der ihm fast unfreiwillig zugefallenen Rolle des Familienoberhaupts kommt er nicht raus. Unternehmungen in Las Vegas oder auf Kuba sollen aber letztendlich die Familieninteressen in legale Unternehmen überführen. In „Der Pate, Teil II“ werden zum einen im Rückblick die Anfänge der Karriere von Vito Corleone (jetzt: De Niro) nachgezeichnet, und zum anderen die Festigung der Macht seitens seines Erben Michael. Da die Schauspielerriege fast gleichblieb, lässt sich dieser ebenfalls dramatische, gleichzeitig als Prequel und Sequel zu wertende Streifen mit Genuss verfolgen. Im dritten, wegen der neuen Schnittfassung nun mit „Epilog: Der Tod von Michael Corleone“, bezeichneten Teil kommt der inzwischen sechzigjährige Michael Corleone an das Ende seines Lebenswerks. Es geht aber erneut hoch her, mit Ränkespielen um die Vatikanbank, Michaels verbittertem Rückzug, bis hin zur Einsetzung von Sonnys unehelichem Sohn Vincent als neuen Don.

In der umfangreichen Schauspielerriege finden sich neben Marlon Brando noch weitere bekannte Westerndarsteller, darunter James Caan (u. a. „El Dorado“), Troy Donahue (u. a. „Die blaue Eskadron“), Brett Halsey (u. a. „Drei Halunken und ein Halleluja“), oder Sterling Hayden (u. a. „Johnny Guitar - Wenn Frauen hassen“). Musikalisch gibt es besonders hinsichtlich des ersten Teils einige interessante Aufnahmen. Carlo Savinas Instrumentalversion von Nino Rotas Love Theme from "The Godfather" (Paramount PAA-0152) landete auf Platz 66 in den Hot 100 des Fachmagazins Billboard, wogegen der Fassung des damals populären Orchesters von Hugo Montenegro (RCA-Victor 74-0690) keine Notierung in dieser Liste vergönnt war. Bei den zusätzlich mit „Speak Softly Love“ betitelten Gesangsversionen hatte Showstar Andy Williams (Columbia 4-45579) mit seinem Platz 32 in den Hot 100 die Nase vorn, und bei der Konkurrenz von Cash Box langte es sogar zu Rang 24. Da konnte sein Kollege Al Martino nur staunen, denn gerade er, der doch die Rolle des Johnny Fontane besetzte, kam mit seiner Einspielung (Capitol P-3313) lediglich auf eine keineswegs berauschende Position 80. Eigentlich unverständlich, denn auf der Single-Rückseite fand sich mit „I Have But One Heart“ sein zu Filmbeginn bei der Hochzeitsfeier von Connie und Carlo mit Inbrunst vorgetragener Gesangstitel.
Die Blurays bieten eine wirklich gelungene Ausstattung. Das Sprachangebot beinhaltet in mehreren Versionen mindestens Deutsch, Italienisch und Englisch, und bei den Untertitelungen gibt es Deutsch, Englisch, Italienisch, Russisch, Polnisch, Tschechisch, Slowakisch, Portugiesisch, Kantonesisch, Mandarin, Koreanisch, Thailändisch, und teilweise noch Niederländisch und Rumänisch. Zur Präsentation des umfangreichen Bonusmaterials steht die vierte Bluray bereit. Eine kleine Auswahl dessen, was geboten wird: Restauration im Vergleich, die Original-Features, wie „Als die Dreharbeiten beendet waren“, oder „Der Pate auf dem roten Teppich“, Der Familienstammbaum, Francis Ford Coppolas Notizbuch, Die Musik von Der Pate, die Storyboards, ein Blick „Hinter den Kulissen 1971“, viele zusätzliche Szenen, die Originaltrailer, die Fotogalerien, und noch vieles mehr. Wer es denn noch aufwendiger mag: gegen einen beträchtlichen Aufpreis kann man sich auch eine limitierte Version mit neun Scheiben in 4K Ultra HD zulegen.