Verstorben: Loretta Lynn, die „Coal Miner’s Daughter“

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Man wusste natürlich, dass Loretta Lynn im April bereits ihren 90. Geburtstag gefeiert hatte. Trotzdem überraschte die Nachricht vom Tod der „Coal Miner’s Daughter“ alle Fans und Musikinteressierten gleichermaßen. Noch zu Beginn vorigen Jahres veröffentlichte sie unter dem trotzigen Titel „Still Woman Enough“ ihr 50. Studioalbum (s. Country-Mag vom 19. März 2021), und landete damit erneut unter den Top Ten der „Top Country Albums“ des Fachmagazins Billboard. So ziemlich alle Fans der Country Music wuchsen mit ihr auf, denn durch ihre Selbsteinschätzung mit der Single „I’m a Honky Tonk Girl“ galt Loretta bereits seit 1960 als felsenfester Bestandteil der Szene. Die Sängerin stammte aus bitterarmen Verhältnissen in Butcher Hollow, Kentucky, aufgewachsen als Bergmannstochter. Sie erhielt später dann praktisch sämtliche denkbaren Auszeichnungen, die es überhaupt als Country Sängerin zu erreichen gibt. Loretta war 1967 die allererste Sängerin des Jahres seitens der CMA, wurde seit 1971 von der Academy of Country Music mehrfach zur Besten weiblichen Sängerin gekürt, verteidigte bei weiteren CMA Shows erfolgreich ihren Titel als Sängerin des Jahres, holte dazu mit Conway Twitty mehrmals den Preis als Gesangsduo des Jahres, erhielt drei Grammys zuerkannt, wurde seitens der ACM 1979 als erste Frau Künstlerin des Jahrzehnts, usw. usf. Gekrönt wurden alle ihre Auszeichnungen 1988 durch Lorettas Aufnahme in die Country Music Hall of Fame.
Unvergessen bleibt auch ihre Mitwirkung beim Album „Honky Tonk Angels“, welches sie 1993 mit Dolly Parton und Tammy Wynette aufnahm. Insgesamt 16 Loretta-Singles beendeten den jeweiligen Hitparadenverlauf an der Spitze der wöchentlichen Country Charts, teilweise im Duett mit Twitty, ebenso mehrere ihrer Alben. Und erst nach rekordverdächtigen 57 Jahren beendete sie 2017 infolge eines Schlaganfalls und eines kurz darauf erlittenen Hüftbruchs ihr Tourneeleben.
Lorettas erste Biografie erschien 1976 mit dem treffenden Titel „Coal Miner’s Daughter“ (Regnery Co., ISBN: 0-8092-8122-8), und resultierte 1980 in einer gleichbetitelten Verfilmung unter Mitwirkung von Sissy Spacek, Tommy Lee Jones, Beverly D'Angelo und Levon Helm. Spacek konnte für ihre Darbietung als Loretta Lynn im März 1981 einen Oscar als beste Hauptdarstellerin entgegennehmen. Der Streifen selbst landete mit über 30 Millionen Kinobesuchern auf Platz 5 der 1980 erfolgreichsten Filme Nordamerikas. Hierzulande ein Jahr später unter dem Titel „Nashville Lady“ angelaufen, vermochte der Film diesen Erfolg allerdings nicht zu wiederholen.
Mit „Still Woman Enough“ (Hyperion Press, ISBN: 0-7868-6650-0) setzte Loretta biografisch 2002 noch einen drauf, wenn sich auch keine Verfilmung mehr ergab. Loretta Lynn war fast fünfzig Jahre mit ihrem Mann Doolittle verheiratet, sie hatten sechs Kinder. Neben ihrer Gesangskarriere führte sie daheim in Hurricane Mills, Tennessee auch eine erfolgreiche und gutbesuchte Ferienranch, mit Annehmlichkeiten wie Museen, Western Stores, Restaurants und Möglichkeiten zur Übernachtung. Loretta Lynn starb im Schlaf daheim in ihrem Haus in Hurricane Mills am 4. Oktober 2022 eines natürlichen Todes.
Ulrich K. Baues