CD: Rebel Tell - Schlager ist nicht kriminell

Eine hochinteressante Konstellation bietet dieses Quartett aus dem niederrheinischen Hamminkeln an. Die vier Musiker spielen fetzigen Rockabilly, singen in Deutsch, und reihen auf der Titelliste eigene Kompositionen zwischen ihre Versionen mehr oder weniger bekannter Schlager und anderer Songs ein. Ihr Rockabilly Sound geht nicht nur ins Ohr, sondern auch in die Beine. Der Opener und gleichzeitige Titelsong lässt sofort ahnen, wohin die Reise geht. Es folgt die aktuelle Single mit dem Hinweis „Du kannst nicht immer 17 sein“. Im Original von Chris Roberts 1974 in der ZDF-Hitparade vorgestellt, entwickelte sich der Song zu einem der erfolgreichsten Titel für den 2017 verstorbenen Schlagersänger. Hier drücken Rebel Tell zwischendurch aufs Tempo, und riskieren mittendrin sogar einen Taktwechsel. Die vorherige Single „Krösa Maja“ folgt, und erinnert im positiven Sinne an den Sound von Kölner Bands wie Brings. Mit der „Super Susie“ sorgt ein weiteres Eigengewächs für Stimmung. Und dann folgt eine aufgepeppte Version von „Heute hier, morgen dort“. Das Original hierzu fand sich auf der 1972er „7 Lieder“-LP des damals nicht unumstrittenen Politbarden Hannes Wader. Bei der Melodie handelte es sich allerdings um eine US-Komposition. Fast ein bisschen als Hymne angelegt folgen die „Kinder vom Rhein“, bevor wieder zwei Schlagerbillys erklingen – Peter Maffays Vergleich „So wie du“ hört sich bei den Rockabilly-Musikern nun wesentlich zeitgemäßer an. Dann folgt ein echter Knaller, denn die Empfehlung „Rote Lippen soll man küssen“ gab Cliff Richard 1963 seinen deutschen Fans. Ursprünglich als „Lucky Lips“ ein Titel aus der Rock & Roll-Songschmiede von Leiber & Stoller, landete die Rhythm & Blues Interpretin Ruth Brown damit bereits 1957 in den USA einen mittleren Erfolg. Erst sechs Jahre später erschien in Großbritannien Cliff Richards Version, und im Jahresverlauf gab es auch die bereits genannte deutsche Einspielung, womit Cliff hierzulande auf Platz 1 der Hitparade landete. Rebel Tell spielen hier eine völlig rockige Version, wobei die Wurzeln zum Original aber keineswegs gekappt werden. Weitere unbedingt anzuspielende CD-Titel heißen „Liebesphoenix“, die aktuelle Single, mit etwas gemäßigter Struktur, sowie die Feststellung „Mein Herz“ – ja, genau, es handelt sich den von Beatrice Egli gesungenen Erfolgshit, den die Jungs vom Niederrhein hinein ins Rockabilly-Reich importieren. Ein Abstecher zu den „Witwen von Marbella“ schadet nicht, und auch das originelle und nicht mehr ganz frische „Nah neh nah“ lässt problemlos jede Party weiterlaufen, so dass das schlussendliche Fazit mit „So ein geiler Tag“ auch so falsch nicht sein kann. Auf der CD stecken insgesamt fünfzehn Titel, und versprechen über fünfzig Minuten hinweg eine mitreißende Stimmung. Das Booklet zeigt diverse farbige Fotos der Bandmitglieder, und nennt die diskografischen Angaben zu den einzelnen Songs.
Ulrich K. Baues